Sonntag, 23. August 2009

Hallo und herzlich Willkommen in meinem nagelneuen Blog

Hallo Leute,
in diesem Blog widme ich mich der Beschreibung meiner Erkenntnisse über Bilder, die ich gesehen habe, oder die ich selber schuf.
Dies tue ich unter anderem auf Anregung meines Professors, aber hauptsächlich um zu lernen das Abbild der Welt, wie ich sie sehe, zu verstehen und um für mich wichtige Schlüsse daraus zu ziehen, die mich in meiner Entwicklung als Designer voranbringen sollen.
Die schriftliche Aufarbeitung meiner Feststellungen soll mir zusätzlich dabei helfen, mir über das Gelernte im Klaren zu werden.
Meine erste Beschreibung gilt zwei digitalen Gemälden von mir, die im Grunde Studien meiner linken Hand in zwei verschiedenen Lichtsituationen sind. Diese sind entstanden nachdem ich mein neues Grafiktablett bekommen habe und mich entschloss mich intensiver mit digitaler Kunst, in Hinsicht auf Farbe, Licht und Schatten, auseinander zusetzen.



Das erste Bild stellt meine Hand unter einer Lampe auf einem Tisch aus hellem Holz dar. Wie man sieht, hat das Bild sehr viele Orange-, und Rottöne, die an der Schwelle dazu sind ins Braun abzurutschen.
Insgesamt ist die Farbwirkung als sehr warm anzusehen, was womöglich daran liegt, dass in der Lampe, die die Hand beleuchtet, eine von diesen alten 40-Watt-Glühbirnen steckt und keine Energiesparlampe, die gewöhnlich ein viel steriler scheinendes, im Hinsicht auf Farbe kühleres, Licht ausstrahlt.
Durch die künstliche Beleuchtung, bei der die Lichtquelle sehr nah an meiner Hand war, ist das Bild sehr kontrastreich geworden: Betrachtet man die Tonwerte der Hand (, dies kann man beispielsweise im „Histogramm“-Werkzeug in Photoshop), so sieht man, dass sich die Tonwerte viel eher in den dunkelsten und hellsten Partien der Tonwertskala befinden als in ihrer Mitte. Die Schatten, die entstanden sind, sind zudem klarer und - sagen wir mal – „gerichteter“ als dies der Fall in einer Tageslichtsituation wäre, in der das Licht ja sehr diffus auf Objekte trifft, dadurch dass es praktisch von überall kommt – sei es eine direkte Lichtquelle wie die Sonne, oder eine indirekte wie der Himmel, der das Sonnenlicht ja nur bricht, wodurch es praktisch auf Umwegen auf die Oberfläche von Objekten trifft und von diesen nicht mehr so intensiv zurückgeworfen wird, wie wenn das Licht von einer direkten Lichtquelle stammen würde.
Indirekte Lichtquellen können auch andere Gegenstände sein, wie der Tisch in meinem Bild, der rechts schwaches, reflektiertes Licht von der Lampe auf die Seite meiner Handfläche wirft, wo – man möchte meinen – ja nur Schatten sein müsste. Genauso sind die Finger meiner Hand Quellen indirekten Lichtes. Wenn man sich die Stellen der Finger anschaut, die eigentlich im Schatten liegen müssten, sieht man, dass dort teilweise sehr gesättigte Rottöne sind; sie entstehen dadurch, dass die Finger das Licht der Lampe zu den Seiten hin streuen und dieses indirekte Licht zwangsweise auf die anderen Finger trifft – auch auf die Stellen, die im Schatten sind. Wenn man sich das Licht jetzt wie viele kleine Gummibälle vorstellt, dann ist es verständlich, wieso diese gesättigten Partien in den Schatten so intensiv sind: Die Gummibälle (das Licht) springen zwischen den Fingern hin und her und erhellen die Oberflächen auf die sie treffen. Manchmal überlagern sich dann diese Gummiballschwärme (Lichtwellen) und wenn mehrere Gummibälle der gleichen Farbe auf eine Stelle treffen, wird ihre Farbe um einen bestimmten Faktor verstärkt, wodurch uns diese intensiver erscheint. Jedoch sind Stellen die indirektes Licht abbekommen nie Heller, als die auf die das Licht direkt strahlt.
Schaut man sich jetzt meine zweite Studie an, so erkennt man hoffentlich den Unterschied zur künstlichen Beleuchtungssituation des ersten Bildes.
Die ganze Farbsituation wirkt milchiger, dadurch dass Tageslicht nicht besonders gesättigt ist, farblich also recht nah an der Farbe weiss – vergleichbar mit der vorhin erwähnten Energiesparlampe.
Dadurch dass die Hand hier jetzt durch ein Fenster beleuchtet wird, ist ihre Beleuchtung nicht sehr diffus, wie es tagsüber draußen der Fall wäre. Draußen wären die Schatten deutlich heller und bläulicher, dadurch dass es draußen sehr viele indirekte Lichtquellen gibt.
Man sieht auch, dass sich die Tonwerte in diesem Gemälde häufiger im mittleren Bereich der Tonwertskala befinden als in der ersten Studie, was daran liegt, dass die direkte Lichtquelle in diesem Fall weiter von der Hand entfernt ist.
Die Schatten in diesem Bild enthalten viel höhere Anteile an blau und lila, was vermutlich an dem farblich neutraleren Licht des Himmels liegt.
Abschließend kann man also Sagen, dass künstliches Licht viel stärker dazu neigt die Farbe von Objekten zu beeinflussen als Tageslicht; Objekte müssen keine Spiegelnde Oberfläche haben, um Licht zu reflektieren; außerdem haben schattierte und beleuchtete Bereiche eines Objekts einen anderen Farbwert als das Objekt selbst.
Wen diese ganzen Themen und Theorien interessieren, der sollte auf dieser Seite vorbeischauen http://www.itchstudios.com/psg/art_tut.htm.




EDIT:

Hier sind noch Kommentare und Korrekturen einer meiner Kommilitonen und meines Professors zu diesem Post:

-Kommilitone:
Hast du bei deinem "Theoretisch wäre die Farbe dann ja eher so" nur nachgelesen oder selbst hingeschaut? Wenn die Sonne auf meine Hand scheint, sind die Schatten ganz schön dunkel. Das Licht, das du versuchst zu beschreiben, scheint es mir nur bei bewölktem Himmel zu geben? Finde das Licht des Himmels alles andere als neutral, sehe da eher ein blau? Auch bei indirektem Licht. Auf jedenfall ein sehr interessantes Thema!

-Ich:
das ist teils gelesen, teils selber hingeschaut oder nur vermutet - über dieses thema können wohl nur physiker eindeutige aussagen treffen.
aber auch die wissen nicht alles, du musst auch bedenken, dass wir die umwelt nicht genauso wahrnehmen wie sie ist.
sagen wir mal, wieso ist denn der schatten deiner hand dunkler wenn sie ganz stark von der sonne angestrahlt wird, als wenn es bewölkt wäre? so meintest du das doch oder?
aber ist es denn nicht so, dass sich um uns viel mehr licht befindet, wenn es nicht bewölkt ist? dann müsste der schatten doch mehr diffuses licht abbekommen, als wenn es bewölkt wäre?
da glaube ich, spielt die wahrnehmung ne seeeehr wichtige rolle: dadurch, dass die beleuchteten teile der hand so hohe tonwerte haben, erscheinen die dunklen teile noch dunkler. das ist genauso wie mit dem grauen quadrat, dass wenn man eines vor eine weisse und eines vor eine schwarze oberfläche hält - da scheinen die grauen quadrate im vergleich unterschiedliche tonwerte zu haben, obwohl das ja nicht stimmt!
natürlich kann deine hand auch in einer stark diffusen lichtsituation sehr dunkle schatten haben, zum beispiel wenn du sie mit einer seite ganz nahe an einen anderen gegenstand hälst - je näher, desto dunkler der schatten dazwischen. klar, wie soll da denn auch licht hinkommen?

zum thema licht vom himmel ist neutral: damit meine ich, dass vom himmel beleuchtete objekte für uns die natürlichste farbgebung haben, was die farben von beleuchtung und schatten angeht.
sorry, da hab ich mich wohl nicht klar ausgedrückt, zumal das ja schon am ende des textes war ;) und ja, ich sehe das auch so, dass licht vom himmel blau ist, jedoch tendiert es nicht so stark dazu die beleuchteten objekte zu färben, oder es kommt uns einfach sehr natürlich vor, weil es auch schon für den urmenschen normal war.

darüber kann man sich sehr lange streiten, glaube ich, aber danke, dass du dich noch zu wort gemeldet hast und das von mir geschriebene nicht einfach so hinnehmen konntest! 


-mein Professor
"wo viel Licht, da viel Schatten", sagt der Volksmund und überträgt dabei eine Umweltwahrnehmung auf Charaktereigenschaften von Menschen, auf die viel Licht fällt bzw die sich ins Licht stellen und dabei über recht schwarze Schattenseiten verfügen.

Am Mittelmer kann man etwas beobachten, was uns im Ruhrgebiet nicht häufig vergönnt ist. Scheint die Sonne - durch Wolken ungehindert - direkt und strahlend auf unsere Erdoberfläche, sind auch die Schatten sehr dunkel. Der Schatten kann so dunkel sein, dass er sogar etwas Haptisches bekommt. Nicht nur in der "Wundersamen Geschichte des Peter Schlemihl" (Adelbert von Chamisso) rollt der Teufel den Schatten auf und trägt ihn mit sich fort.

Eine dichte Wolkendecke sorgt für diffuses Licht, weil die Richtung der Lichtstrahlen in unzählige Richtungen gebrochen werden und die Dinge deshalb nur sehr undeutliche Schatten werfen. Damit ist nicht nur der Schlagschatten gemeint, sondern auch der Objektschatten. Alles wirkt eher fahl. Die Plastizität nimmt ab. Architekurfotografen machen ihre Bilder sehr häufig bei fahlem Licht, da keine dunklen Schlagschatten die Zeichnung der Gebäudedetails überlagern und undeutlich werden lassen. Man kann das hier Beschriebene leicht experimentell nachvollziehen: Werfen Sie einen Schatten Ihrer Hand wie beim Schattentheater an die Wand, indem Sie sie direkt durch eine Schreibtischlampe beleuchten: die Konturen werden scharf sein. Halten Sie dann zwischen Lampe und Hand mehrere Lagen geriffelte Prospekthüllen (glasklare gibt es eher seltener zu kaufen). Diese übernehmen die Funktion der Wolkendecke: die Konturen werden unscharf. Die Objektschatten auf ihrer Hand werden ebenso weicher. Deshalb gibt es bei diffusem Licht eher mehr indirektes Licht auf den Objekten und weniger Schlagschatten.



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